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Grätzer Bier

Deutsche Kolonisten sollen im 13. Jahrhundert auch ihre Braumethode mit nach Grätz gebracht haben. Eine weitere Einwanderungswelle von Böhmen her im 15. Jahrhundert brachte weitere Braukunst nach Grätz. Das Grätzer Brauwasser hatte einen hervorragenden Ruf und man produzieret ein weit und breit berühmtes Bier aus 100% Weizenmalz. Das Bier hatte einen ausgeprägten rauch- und hopfenbitteren Geschmack. Die Hopfengabe betrug

3 kg pro 100 kg Schüttung. Seiner Beliebtheit war es zuzuschreiben, dass nicht allein in Grätz, sondern auch in einer Reihe von Städtender früheren Provinz Posen und Westpreußen Grätzer Bier gebraut wurde. In den Jahren von 1890 bis 1900 wurden allein in Grätz mehr als 100.000 hl hergestellt. Das Weizenmalz wurde mit Eichenholz geräuchert, dass während der gesamten Darrzeit als direktes Rauchgas die obere und untere Horde durchzog. Die generell eiweißreichen Weizensorten der Region mussten sehr intensiv vermälzt werden, um eine ausreichende Lösung des Mehlkörpers zu erreichen; die Darrzeit betrug 36 bis 48 Stunden, um den vollen Rauchcharakter bei der gegebenen, niedrigen Stammwürze zu erreichen. Die Stammwürze des Grätzer Bieres lag bei ca. 7%. Der Vergärungsgrad war niedrig und die Gärung stoppte nach 3 Tagen bei einem Es% von 3,5 - 3,0 . Die Gärtemperatur betrug 15 - 18 °C. Das Jungbier war durch den hohen Eiweißgehalt des Weizenmalzes sehr trüb und musste, da eine Lagerkellerbehandlung nicht stattfand, mit Hausenblase geklärt werden. Beim Umfüllen auf Versandgefäße erhielt das Bier noch einen geringen Kräusenzusatz um die Nachgärung in der Flasche zu ermöglichen. Die eingesetzte Hefe war niedrigvergärend und hatte starke Flockulationseigenschaften. Diese Hefeeigenschaft wurde durch den Eiweißreichtum bei gleichzeitiger Armut an vergärbaren Zuckern der Würze erreicht. Die Kräusen waren sehr intensiv und man erreichte in einem 60 hl Bottich eine Kräusenhöhe von bis zu 1 Meter. Das Grätzer Bier wurde ausschließlich im Infusionsverfahren hergestellt. Mit zunehmender Lagerzeit bildete sich ein feines, apfelartiges Aroma. Die Spundung war hoch und es wurde in hohen Spitzgläsern ausgeschenkt.